"Ein Fest der Sinne" von Peter Jobst
NAME IT - Gay Lifestyle Magazin 08.11.2009.
Jacques Offenbach (1819 – 1880), Schöpfer der eigentlichen Operette, eröffnet in Paris seine kleine Bühne, "Les Bouffes Parisiens": Mit kurzen sarkastischen Stücken denunziert er gnadenlos Heuchelei und Doppelmoral der Gesellschaft mit Napoleon III als Herrscher.
Die beiden Einakter in der Kammeroper zeigen geschlechtliche und politische Identitäten als absurdes Theater mit witzigen Dialogen. Das köstliche Verwirrspiel ("L'ile de Tulipatan") über das Liebespaar Alexis und Hermosa auf einer Insel mutiert zur beißend politischen Satire ("Ba-ta-clan") im fernen Osten. Ein Herzog zieht seine Tochter als Knabe auf, um einen männlichen Thronerben vorzutäuschen. Ein Knabe wird wiederum von seiner Mutter als Mädchen erzogen, um ihn vor dem Militärdienst zu schützen. Ein ideales Paar?
(Lebens)Lügen, (falsche) Identitäten, Täuschungen, absurde Illusionen und unbequeme Wahrheiten werden rasant wie humorvoll inszeniert. Benjamin Prins als Erzähler bereichert das Stück mit Ironie, trockenem Humor und klarer französischer Diktion.
Ein junges, lockeres, gut aussehendes, hoch motiviertes Ensemble überzeugt durch totalen Körper- und Stimmeinsatz. Das musikalische Feuer entfacht der Dirigent Daniel Hoyem-Cavazza.
Der zweite Teil des Abends, die Chinoiserie musicale "Ba-ta-clan", eine überdrehte, zeitlose Satire auf die Politik im In und Off, strotzt vor Anspielungen auf innen- und außenpolitischen Machenschaften.
Macht- und Geldgier, Korruption und Politiker, die nicht einmal die Sprache der Bevölkerung, die sie ausbeuten, beherrschen, sind gestern wie heute politischer Alltag.
Die intelligente Inszenierung Waut Koekens trägt die Handschrift von Jérôme Savary oder Monty Python. Das garantiert pralles Leben auf der Bühne. Die zündenden Melodien Offenbachs sind gespickt mit musikalischen Zitaten und Parodien.
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